Zusammenspiel von Gedanken und daraus entstehendem Verhalten bei psychischen Erkrankungen
Psychische Erkrankungen gehen häufig mit charakteristischen Mustern aus Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen einher. Diese Elemente beeinflussen sich wechselseitig und bilden dynamische Kreisläufe, die das Störungsbild aufrechterhalten oder verstärken können.
Gedanken sind zentrale Bewertungsprozesse, mit denen Menschen Ereignisse interpretieren. Bei psychischen Erkrankungen entstehen häufig kognitive Verzerrungen, die zu einer dauerhaften negativen oder fehlerhaften Sicht auf Situationen, die eigene Person oder die Umwelt führen. Zu den typischen Verzerrungen gehören unter anderem:
- Katastrophisieren: neutrale oder leichte Belastungen werden als extrem bedrohlich interpretiert.
- Übergeneralisieren: aus einzelnen negativen Erfahrungen werden weitreichende Schlussfolgerungen abgeleitet.
- Dichotomes Denken: Wahrnehmung in extremen Kategorien (z. B. „entweder perfekt oder wertlos“).
- Selektive Wahrnehmung: überwiegende Fokussierung auf belastende Informationen.
Solche Denkmuster lösen emotionale Reaktionen aus, die das Verhalten unmittelbar beeinflussen.
Gedanken steuern Einschätzungen von Gefahr, Sicherheit, Selbstwirksamkeit und sozialer Bewertung. Daraus ergeben sich konkrete Handlungstendenzen:
- Vermeidung bei angstbezogenen Fehlinterpretationen.
- Rückzug bei depressiven Selbstabwertungen.
- Kontroll- und Sicherheitsverhalten bei Zwangsgedanken.
- Misstrauen und Schutzverhalten bei wahnhaften Überzeugungen.
Das Verhalten ist somit die direkte Folge kognitiver Bewertungen. Es führt oft zu einer kurzfristigen Entlastung, langfristig jedoch zu einer Stabilisierung der Störung.
Verhalten wirkt als Verstärker oder Abschwächer bestimmter Gedanken. Vor allem Vermeidungs- und Rückzugsverhalten haben eine problematische Rückkopplung:
- Durch Vermeidung tritt kurzfristige Beruhigung ein → dies bestätigt den Gedanken, dass die vermiedene Situation tatsächlich gefährlich oder unkontrollierbar sei.
- Rückzug führt dazu, dass positive Erfahrungen ausbleiben → negative Selbstbilder wirken zunehmend „realistisch“.
So entsteht ein geschlossener Kreislauf aus Gedanken, Emotionen und Verhalten.
In der Psychologie wird dieser Kreislauf häufig in einem kognitiv-behavioralen Modell beschrieben:
- Gedanke → Bewertung einer Situation
- Emotion → Angst, Trauer, Wut, Scham
- Verhalten → Meidung, Rückzug, Kontrolle, Impulsivität
- Konsequenzen → Bestätigung des ursprünglichen Gedankens, Verstärkung des Musters
Im Rahmen meiner Therapien wurde mir das ABC-Modell von Ellis vermittelt und näher gebracht.
Darunter verbirgt sich folgende Struktur:

Die Kernidee liegt darin, dass nicht das Ereignis die Reaktion verursacht, sondern die Bewertung durch unsere Gedanken.
Beispiel: A: Kollege grüßt nicht → B: „Er mag mich nicht“ → C: Traurigkeit, Rückzug.
Auf dieses Modell möchte ich an anderer Stelle noch einmal ausführlicher zu sprechen kommen.
